2001* – USA – oder doch Afrika?

Die Teilnehmer

Stefan Gebauer, Andreas Hahn, Jörg Harzheim, Markus Harzheim, Stefan Körner, Helmut Seeling

Die Bilder

USA-Bilder (im neunen Fenster)

… und sonst:

Beim Einkauf im Duty Free werden schnell noch ein paar Ersatz-Sigg-Flaschen in Form von mit Wodka gefüllten Aluminium-Flaschen besorgt.

Hinflug:

Das Flugzeugfernsehen bietet eine Lehrstunde für den fortgeschrittenen Maiwanderer. 3 x kann man sich komplett „Vertical Limit“ ansehen und dabei lernen, wie man an 2 Fingern in einem Eisbruch hängend eine ganze Seilschaft locker den Berg hochzieht. Darüber hinaus wird einem der Umgang mit Nitroglyzerin nahe gebracht und man erfährt, was man damit alles in die Luft sprengen kann incl. sich selber.

Der Info-Kanal zeigt einem immer ganz genau an, wo man sich gerade befindet, wie schnell und hoch das Flugzeug fliegt und wie weit es noch bis zum Zielflughafen ist. Als jedoch die Kilometer-Anzeige zu Beginn des Fluges bei 6257 km startet und dann ganz langsam anfängt über 6256, 6255, 6254, 6253 ….. rückwärts zu zählen,  da wurde uns schon klar, dass das eine ziemlich langwierige (und langweilige) Sache werden würde.

Ab und zu ein Spaziergang durchs Flugzeug zur Thrombose-Prophylaxe.

Dulles Airport:


Als der Taxifahrer wie vereinbart das Schild mit „MR KOERNER“ hochhielt, waren wir schon richtig euphorisch – jedoch sank die Euphorie direkt wieder ein wenig, als wir feststellten, dass ein Rucksack fehlte. Leider hatte das Pariser Bodenpersonal ein wenig geschlampt und Stefans Rucksack nicht in den richtigen Flieger umgeladen.

1. Morgen auf dem Gooney Creek Campground

Während Rooster seine Migräne auskurierte machen wir einen kleinen Spaziergang zur Mündung des Gooney Creek in den Shenandoah River. Dort sehen wir zum ersten Mal die Strecke, die wir knapp 6 Tage später wieder entlang paddeln werden. Kanutechnisch erscheint das machbar.

Entlang des Weges werden erste einheimische Bauten unter die Lupe genommen und lösen erstaunen aus hinsichtlich der Nutzung von Holz, Stein und Klimaanlagen als Baumaterial. Zurück am Zeltplatz ist Rooster bereits wieder auf den Beinen.

Isaacs Kollege holte uns ab und bekam als erster unserer Fahrer einen Tip (Tip = englisch = Trinkgeld) von 2 $. Wir hatten dieses Tip-System noch nicht ganz verstanden – aber nachdem wir Isaak am abend zuvor gar nichts gegeben hatten, dauerte es an diesem Tag eine halbe Stunde länger als angekündigt, bis unser Fahrer kam. Einige von uns mutmaßten, dass sich die Jungs bei Don stritten wer denn die geizigen Deutschen abholen musste.

Wanderung zum Dickey Ridge Visitor Center.

Beim Abstieg vom Dickey Ridge Visitor Center konnten wir an einem Aussichtspunkt das Ausflugsverhalten der Amerikaner beobachten:

1. Auf den Parkplatz fahren

2. Motor laufen lassen

3. Kopf nach rechts drehen

4. Schauen

5. Video oder Foto machen

6. Kopf nach vorn drehen du weiter fahren.

Der normale Amerikaner verlässt sein Auto nicht gerne – und schon gar nicht seine Klimaanlage.

Front Royal

In der Stadt angekommen fühlen wir uns wie Außerirdische, denn die ganze Zeit sind wir die einzigen Fußgänger, die sich auf dem Trottoir bewegen. Alle anderen Menschen hocken in ihren fahrenden Klimaanlagen.

Start der Wanderung

Zielpunkt war die Stelle, wo der AT den Skyline Drive kreuzt. Hier wurden die letzten Bier getrunken und die ersten Blicke mit den anderen Wanderern getauscht, die auf dem AT unterwegs sind.

Am 1. Aussichtspunkt trafen wir neben dem Vater – übrigens ein Kolleg von Malermeister Moritz – den ersten Thru-Hiker, also jemanden, der die 3000 km des AT von Georgia bis Maine an einem Stück durchwandert.

Seine Söhne, die ihn einige Tage begleiteten, begegneten uns eine halbe Stunde später und da der eine vor einigen Jahren in Mannheim und Heidelberg Fußball gespielt hatte, ergab sich ein kurzes Gespräch auf deutsch.

Big Devil Stairs

Da wir bereits um 4 Uhr an der Hütte waren und noch nicht so ganz ausgelastet, starteten wir noch einen kleinen Nachmittagsspaziergang. Irgendwer hatte auf unserer Karte den Begriff „Big Devils Stairs“ gesehen und das hörte sich so vielversprechend an, dass wir uns mit einer kleinen Flasche Whiskey bewaffnet auf den Weg machten. Zinschenzeitliche Ausblicke von den Klippen machten Lust auf den Fluss und nach mehreren tausend Höhenfuß Abstieg kamen wir dann ans Wasser. Nach einer leichten Abkühlung begannen der Rückweg und was auf dem Hinweg bereits eine Stunde gedauert hatte war auf dem Rückweg nicht kürzer. Auch zeigte sich, dass Whiskey als isotonischer Durstlöscher nicht unbedingt geeignet ist.

Hütte

Noch ne Bemerkung über die Frau, die mit uns übernachtete und die Maus, die Helmut übers Gesicht gerannt ist ???

Frühstück mit Bären (wie der Titel eines bekannten Thru-Hiker-Buch von Bill Bryson) war es nicht, sondern nur Frühstück mit Hirschen – für Helmut Grund genug, auf Foto-Pirsch zu gehen.

Rasthaus Elkwallow

Elkwallow bot riesige Hamburger – die sogar schmecken – und Markus, Stefan und Helmut waren nicht fies davor, 2 Stück davon zu essen. Für Abendessen wurden wieder die leckeren Sardinen in Senfsoße und das leckere amerikanische Weißbrot zu kaufen.

Eine Gruppe von Thru-Hikern kündigte uns einen deutschen Thru-Hiker an, der angeblich innerhalb weniger Stunden folgen sollte. Getroffen haben wir ihn dann erst am Abend, da Frank eine Pause machen musste.

Einschub: Trail Name

Jeder Wahnsinnige, der sich darauf einlässt, die 3000 km am Stück zu absolvieren, bekommt einen Trail-Namen. Macht ja auch Sinn, denn keiner kann sich die ganzen Vor- und Nachnamen merken. Beispiele für Trail-Namen sind Dick, Spider, Rooster (nicht unser) oder Tilt. Letzterer ist eine Abkürzung, die man nur durch hartnäckiges Nachfragen gesagt bekommt und bedeutet: „Travelling is living twice“ – Hauptsache, man glaubt dran …..

Abends an der Hütte

Frank wurde von uns erst mal mit einer Dose Bier beglückt – und obwohl sich die meisten Thru-Hiker in einem Quasi-Asketischen-Fasten-Zwangszustand befinden, freute er sich riesig über das Bier. Wahrscheinlich erzeugten unsere Isenburg T-Shirts mit der KöPi-Werbung heftiges Heimweh bei ihm.

An diesem Abend gab es eine richtige Massenankunft an der Hütte und zum Glück lagen wir – dank Franks Regelerläuterungen – nirgendwo im Wege rum.

Die Gespräche, die wir z.T. führten, bzw. mitanhören konnten, verstärkten den Eindruck: Die spinnen, die Thru-Hiker. Aber dennoch zollten wir diesen Wanderern den Respekt, den sie verdienten und ließen sie diese Nacht ruhig schlafen …..